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Ein Sommermärchen auf der Alp, von Kerstin Krauter

26.02.13 "Alptraum", ein Sommer als Sennerin, 19:30 Uhr im Vereinszimmer des Bürgerhauses

100 Rinder, 70 Kühe, 10 Schweine und 5 junge Frauen. Kann das gut gehen? 14 Wochen hat Kerstin Krauter aus Ludwigsburg auf einer Bergwiese in der Schweiz verbracht. "Mein Alp-Traum - ein Sommermärchen auf der Alp" bezeichnet die 31-Jährige heute dieses Abenteuer.

"Diese Zeit war extrem anstrengend, sowohl physisch als auch psychisch", blickt Frau Krauter zurück.

Das frühe Aufstehen und die Versorgung der Tiere haben körperliche Kraft gekostet. Das Zusammensein mit vier anderen Mädchen- 14 Wochen am Stück, 24 Stunden am Tag und auf engstem Raum - hat die Nerven strapaziert.

Noch gut erinnert sie sich an den Sommer 2003, als ihr persönliches Sommermärchen begann. Mit vier Freundinnen hütete sie auf der Alm Carschina (2000 m) im Kanton Graubünden Vieh. Der Begriff Alp stammt aus dem Alemannischen und bezeichnet eine Bergwiese, im Österreichischen sagt man Alm.

Den Winter über verbringen die Tiere im Stall, im Sommer geht`s zur Sommerfrische auf die hoch gelegnen Wiesen. Jemand muss mit den Tieren auf den Bergen bleiben. Bei einem Älpler-Treffen bewarben sich die jungen Frauen auf diese Aufgabe. Dass die Bergbauern den Studentinnen ihre Tiere anvertrauten, das hat Kerstin Krauter schon damals stark beeindruckt. Zumal einige der knorrigen Bergbauern der geballten Frauenpower skeptisch gegenüberstand. Die romantischen Vorstellungen der Frauen wichen schnell der Realität. 300 Hektar groß war die Weidefläche. Keine Kneipe, kein Geschäft, nur Natur. Viele der Kühe waren trächtig. "Der Alpaufenthalt ist eine tolle Geburtsvorbereitung", so Kerstin Krauter, "die Tiere haben Bewegung, Muskeln werden trainiert und die Bänder gedehnt". Bewegung hatten allerdings auch die fünf Hirtenmädchen. Um fünf Kilo leichter verließ Kerstin Krauter die Alp, obwohl sie die ganze Zeit gut gegessen hatte.

Abende auf dem Sofa vor dem Fernseher waren ersatzlos gestrichen. Selbst das Radioprogramm wurde irgendwann uninteressant. "Wenn man mitten in der Natur lebt, interessiert es einen nicht mehr, was in der Welt passiert. Es ist viel wichtiger, welche Kräuter gerade blühen", beschreibt die 31-jährige Frau diesen Effekt.

Auch Brot backten die jungen Frauen selbst und hatten alle Hände voll zu tun, die Milch zu verarbeiten. Eine Käserei gehörte schließlich zur Alm dazu. 1200 Käselaibe und 600 Kilo Butter haben sie in dieser Zeit produziert. Kein Wunder, dass Käse, Käse und nochmals Käse auf dem Speiseplan stand. Einmal pro Woche brachte ein Bauer Lebensmittel und andere Dinge des Alltagslebens hoch.

Zur Zeit ist Kerstin Krauter zuständig für die Kürbisausstellungen in Ludwigsburg.